Literarische Museen, Archive und Gedenkstätten

Literarisches Museum Badenweiler "Tschechow-Salon"
Badenweiler

Das Literarische Museum Badenweiler "Tschechow-Salon"

ist das einzige Museum für den russischen Schriftsteller und Dramatiker der Weltliteratur, Anton Pawlowitsch Tschechow (*1860 Taganrog - +1904 Badenweiler) in der westlichen Welt. Weiterhin bietet das Museum Werk- und Lebenseinblicke zu Konstantin Stanislawski, Stephen Crane, Hermann Hesse, Annette Kolb, René Schickele, Gabriele Wohmann und 19 weiteren deutschen und ausländischen Literaten.


Hundertjährige literarische Gedenkkultur des Heilbads
Vier Jahre, nachdem Tschechow am 15.07.1904 in Badenweiler seiner langjährigen Lungentuberkulose erlegen war, wurde ihm durch ein in der deutsch-russischen Literaturgeschichte beispielloses Engagement am schönsten Ort Badenweilers, am westlichen Burgberg, das weltweit erste Denkmal errichtet. Die erste internationale Gedenkfeier 1908 war die Initialzündung für bisher über 110 Jahre Gedenkkultur.
Seit den 1954 trägt die Gemeinde Badenweiler im "Tschechow-Archiv" Materialien zu Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers zusammen, die wichtigste Grundlage für das heutige Museum.

Zur 90. Wiederkehr der seit 1908 im Heilkurort Badenweiler begonnenen Tschechow- Gedenktradition wurde im Juli 1998 das Literarische Museum "Tschechow-Salon" eröffnet.
Seit 2002 ist Badenweiler durch eine Kulturpartnerschaft mit Tschechows südrussischer Geburtsstadt Taganrog am Asowschen Meer und der Gebietshauptstadt Rostow-am-Don verbunden.
Anlässlich des weltweit gefeierten 150. Geburtstags des Schriftstellers im Jahr 2010 richtete Badenweiler in Kooperation mit in- und ausländischen Partnern über das ganze Jahr hinweg Veranstaltungen aus, wozu auch der Dritte Internationale literaturwissenschaftliche Tschechow-Kongress gehörte.
Bereits die beiden ersten internationalen Tschechow-Kongresse, 1985 und 1994, hatten unter der Ägide des Slawischen Seminars der Uni Tübingen in Badenweiler stattgefunden und den Kurort weltweit als „Tschechow-Stadt“ bekannt gemacht.
Zum 110. Todesjahr 2014 präsentierten sich erstmals im Rahmen einer großen Ausstellung 14 Museen der "Internationalen Gemeinschaft der Tschechow-Museen und Bibliotheken Russlands, der Ukraine und Deutschlands".

Neue Museumskonzeption, Erweiterung und Umzug ins Rathaus 2015
Am 18.7.2015 zog das Literarische Museum "Tschechow-Salon" konzeptionell neu gestaltet und auf 26 Schriftstellerinnen und Schriftsteller erweitert, vom Kurhaus ins Rathaus am Tschechow-Platz um, mitten in das traditionelle Zentrum des Heilbads – ein Zeichen für die Wertschätzung der Literatur als Kulturbrücke der Nationen. Der Tschechow-Platz mit mehreren Denkmälern für den Schriftsteller liegt direkt vor dem Zimmer des ehemaligen Hotels Sommer, (heute Rehaklinik Parktherme), in dem Tschechow 1904 verstarb.
Jeder „Bewohner“ des neuen Museums ist mit seiner eigenen persönlichen Verbindung zum Heilbad Badenweiler dargestellt, wenn auch in unterschiedlicher Breite. Der Besucher erfährt nicht nur, warum Literaten aus Deutschland und dem Ausland seit rund 200 Jahren ihre Spuren im Heilbad hinterließen, sondern auch, wie das Netzwerk von Kultur und Literatur Länder, Kulturen und Grenzen überschreitend funktionierte. Vermittelt wird dies durch modernste Ausstellungsdidaktik und –technik.

Die Museumswebsite
www.literaturmuseum-tschechow-salon.de bietet eine Übersicht über aktuelle und vergangene Veranstaltungen des Museums, seine Inhalte, der Literaturgeschichte des Heilbads, und viele Links zu kooperierenden Institutionen des In- und Auslandes sowie zu Doku-Filmen auf YouTube.

Die russische Abteilung des Museums
Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers und Dramatikers Anton Tschechow bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. Hinzu kommt die in Westeuropa einzigartige Geschichte der Gedenkkultur für ihn und deren Bedeutung für den spannungsreichen Dialog innerhalb der deutsch-russischen Kulturbeziehungen. Zeugnis davon geben auch die zahlreichen Tschechow-Denkmale in Badenweiler. Zumeist als Geschenke Russlands verbinden sie das Heilbad mit vielen russischen Städten bis hin zum Fernen Osten des Landes. Eine Monitorwand bietet Interviews zur weltweiten Bedeutung Tschechows als Dramatiker.
Konstantin Stanislawski
Der Theaterreformer, Regisseur und Schauspieler Konstantin Stanislawski (1863-1938), Mitbegründer des legendären „Moskauer Künstlertheaters“, verbrachte zwischen 1908 und 1932 viele Monate seines Lebens in Badenweiler, wo er sich vor allem in der Stalin-Ära gesundheitlich zu erholen suchte und sein „System“ der Schauspielkunst weiter entwickelte.


Weitere deutsche und ausländische Literaten
Die zweite Museumsabteilung ist vor allem deutschen Schriftstellern gewidmet. Hier lädt eine Audiostation zum Hören originaler Texte ein. Hermann Hesse (1877-1962) weilte 1909 zur Kur in Badenweiler und schrieb darüber. René Schickele (1883-1940), der deutsch-elsässische Schriftsteller, Essayist und Vorkämpfer der deutsch-französischen Aussöhnung, war von 1922-1933 Bürger Badenweilers und verfasste hier seine wichtigsten Werke. Seine Idee eines „geistigen Elsässertums“ wurde Modell für ein friedliches geeintes Europa. Die Schriftstellerin Annette Kolb (1870-1967), renommierte deutsch-französische Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts, trat lebenslang für die Aussöhnung mit Frankreich und ein geeintes Europa ein, 1923 wurde sie Nachbarin R. Schickeles und 1955 Ehrenbürgerin des Heilbads. Der amerikanische Schriftsteller, Dichter und Kriegskorrespondent Stephen Crane (1871-1900), einer der Begründer der amerikanischen literarischen Moderne, verstarb wie Tschechow in Badenweiler an TBC, eine Gedenkanlage vor seinem Sterbehaus erinnert an sein Schicksal. Noch 20 weitere Literaten, vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, werden im Museum vorgestellt. Dazu zählen etwa Hermann Broch, Johann Peter Hebel, Justinus Kerner oder Martin Heidegger und Martin Walser. Und mit Jawaharlal Nehru (1889-1967) taucht sogar der Name des ersten indischen Ministerpräsidenten auf, der hier 1935 mit seiner erkrankten Gattin Kamala im Kurort weilte und seine Autobiografie schrieb.


Die literarische "Denkmalslandschaft"
Gleichfalls zum Museum ist die in Deutschland einmalige "Denkmalslandschaft" für Anton Tschechow und Stephen Crane zu zählen.
So gehören etwa das 1992 von Tschechow-Enthusiasten der nordsibirischen Insel Sachalin gestiftete neue Tschechow-Bronzedenkmal auf dem alten Sockel von 1908 dazu, das gleichzeitig als Denkmal der sowjetischen Perestrojka gewidmet ist, die zur erneuten Blüte der gegenseitigen Kontakte führte. Dann der Gedenkstein am "Schwanenweiher" von 1963, an dem nach der heißen Phase des Kalten Krieges erstmals wieder deutsch-russische Begegnungen stattfanden, der 2004 eingeweihte Tschechow-Platz mit dem "Möwe"-Denkmal und einem Teil des "symbolischen Kirschgartens" und die 2000 eingeweihte Stephen Crane-Gedenkstätte auf dem Zöllin-Platz. Im April 2014, zum 110. Todesjahr Tschechows, erhielt Badenweiler als Geschenk der städtischen Duma der südrussischen Hauptstadt Rostow-am-Don ein großes Bronzedenkmal des Künstlers Sergej Issakow mit rund 300 Einzelfiguren und Reliefs von Tschechow und dessen literarischen Figuren. Alle Denkmalsorte stehen für Meilensteine in der Entwicklung der Kultur- und Literaturbeziehungen Deutschlands mit dem


Das "Internationale Literaturforum":
Seit 1999 hat diese Institution als Veranstaltungsplattform des "Tschechow-Salons" über 150 literarisch-kulturelle Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Autorenlesungen, Ausstellungen, Kongresse, Vorträge durchgeführt, wodurch das Museum zum Ort internationaler Kulturdialoge und Begegnungen wurde.


Der "Kulturhistorische Rundweg":
Seit 2004 verbindet dieser Weg 46 kulturhistorisch und literarisch wichtige Stätten des Heilbads, welche jeweils durch Texttafeln erläutert werden. Ein gedruckter "Kulturhistorischer Führer" gibt seit 2006 zusätzliche Erklärungen.


Der "Stephen Crane-Forschungspreis"
Seit November 2007 vergibt das Heilbad Badenweiler, vertreten durch das Literarische Museum "Tschechow-Salon", in Kooperation mit dem Englischen Seminar, Abt. für Nordamerikastudien, der Universität Freiburg im Breisgau, vertreten durch Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck, alle zwei Jahre den "Stephen Crane-Forschungspreis" für herausragende Diplom- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen in der Crane-Rezeption und/oder im allgemeinen Bereich der nordamerikanischen Literatur- und Kulturwissenschaften. Der Preisträger wird von einer wissenschaftlichen Jury der Universität zusammen mit dem Literarischen Museum Badenweiler und der Stephen Crane-Society of North America ermittelt. In den vergabefreien Jahren werden zu Crane oder zur nordamerikanischen Literatur- und Kulturgeschichte Vorträge angeboten.


Die "Deutsche Tschechow-Gesellschaft"

Im Juli 2009 wurde in Badenweiler die gemeinnützige Deutsche Tschechow-Gesellschaft (DTG) mit Sitz in Badenweiler gegründet, welche zur Pflege, Verbreitung und Erforschung des Werkes A. P. Tschechows sowie seiner Person Koordinationsaufgaben übernimmt und eigenständig Projekte plant und durchführt. Über die Person und das Werk des Schriftstellers hinaus engagiert sich die DTG für den Dialog und die kulturelle Kooperation mit Russland und den Tschechow-Forschungsstätten und Museen in der ganzen Welt sowie für eine grenzüberschreitende Jugendarbeit. Satzung, Beitrittserklärung und weitere Informationen können auf der Homepage www.deutsche-tschechow-gesellschaft.de eingesehen und heruntergeladen werden. Die DTG ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) und arbeitet seit ihrer Gründung mit dem Museums „Tschechow-Salon“ zusammen.
Tradition der Internationalen Tschechow-Wochen
Seit der Museumsgründung werden um den Sterbetag Tschechows (15.7.) die Internationale Literaturwoche Badenweiler oder die Internationale Tschechow-Woche durchgeführt.
Stand 2017 im Zeichen des 50. Todesjahres der Ehrenbürgerin Annette Kolb und ihres Einflusses auf die französischen Beziehungen des Heilbads, so wird 2018 der vor 80 Jahren verstorbene Theaterreformer Konstantin Stanislawski im Zentrum stehen. Eine große deutsch-russische Sonderausstellung im Kurhaus wird ihm, Tschechows und Stanislawskis Arzt, Dr. Josef Schwoerer, und einem Freund und Verwandten Schwoerers, Dr. Alexander Schiwago, gewidmet werden.
H.S.


Schriftsteller/Innen des neuen Literarischen Museums Badenweiler „Tschechow-Salon“ chronologisch mit ihrer Verbindung zu Badenweiler:
Margaretha Spörlin (1800-1882), Johann Peter Hebel (1760-1826), Heinrich Hoffmann (1809-1894), Justinus Kerner (1786-1862), Stephen Crane (1871-1900), Karl Jaspers (1883-1969), Konstantin Stanislawski (1883-1938), Hermann Hesse (1877-1962), Hermann Stegemann (1870-1945), Hermann Broch (1886-1951), René Schickele (1883-1940), Annette Kolb (1870-1967), Emil Strauß (1866-1960), Kasimir Edschmid (1890-1966), Elli Heuss-Knapp (1881-1952), Jawaharlal Nehru (1889-1967), Elisabeth Walter (1897-1956), Martin Heidegger (1889-1976), Ingeborg Hecht-Studniczka (1921-2011), Olga (1897-1980) und Vera (*1940) Tschechowa, Gustav Faber (1912-1993), Gabriele Wohmann (*1932-2015), Rüdiger Safranski (*1945), Martin Walser (*1927).
Alphabetisch:
Hermann Broch (1886-1951)
Stephen Crane (1871-1900)
Kasimir Edschmid (1890-1966)
Gustav Faber (1912-1993)
Johann Peter Hebel (1760-1826)
Ingeborg Hecht-Studniczka (1921-2011)
Martin Heidegger (1889-1976)
Hermann Hesse (1877-1962)
Elli Heuss-Knapp (1881-1952)
Heinrich Hoffmann (1809-1894)
Karl Jaspers (1883-1969)
Justinus Kerner (1786-1862)
Annette Kolb (1870-1967)
Jawaharlal Nehru (1889-1967)
Rüdiger Safranski (*1945)
René Schickele (1883-1940),
Margaretha Spörlin (1800-1882)
Konstantin Stanislawski (1883-1938)
Hermann Stegemann (1870-1945)
Emil Strauß (1866-1960)
Anton Tschechow (1860-1904)
Olga (1897-1980) und Vera (*1940) Tschechowa
Martin Walser (*1927)
Elisabeth Walter (1897-1956)
Gabriele Wohmann (1932-2015)

  Homepage

Öffnungszeiten
Täglich von 10-17 Uhr

Eintritt
frei

Führungen
Literarische Führungen durch das Museum und Badenweiler mit Interimsleiter Rolf Langendörfer auf Anfrage unter litspaz@posteo.de


Außenansicht Literarisches Museum Badenweiler Tschechow-Salon
Innenansicht im Museum
Tschechow-Denkmal am Burgberg (1992 von Russland geschenktes Denkmal als Ersatz für das im Ersten Weltkrieg zerstörte weltweit erste Tschechow-Denkmal an der gleichen Stelle, damals ein Geschenk des Russischen Reiches)

Standort
Ernst-Eisenlohr-Str. 4 / Am Anton-Tschechow-Platz
79410 Badenweiler
Tel.: +49 7632 72-121
Fax: +49 7632 72-169
E-Mail: rathaus@gemeinde-badenweiler.de

Ansprechpartner
Literarisches Museum Badenweiler "Tschechow-Salon"
Rolf Langendörfer
(Interimsleiter Literarisches Museum Badenweiler)
Luisenstr. 5
79410 Badenweiler
Tel.: +49 7632 828485
E-Mail: Rolf.Langendoerfer@Literaturmuseum-Badenweiler.de
http://www.literaturmuseum-tschechow-salon.de

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